2021
Christliche Judenfeindschaft –
ein aufgearbeitetes Kapitel oder gegenwärtiges Problem?
Online-Fachtagung am 24.11.2021
09:30-13:15 Uhr
Der christliche Antijudaismus stellt die älteste Form der Judenfeindschaft dar, deren Stereotype sich in aktualisierter Form auch in anderen Facetten des zeitgenössischen Antisemitismus wiederfinden lassen. Sei es die im Vorwurf des Gottesmords enthaltene Vorstellung unermesslicher Macht ‚der Juden‘, die sich im Mythos vermeintlicher jüdischer Weltverschwörung niederschlägt oder mittelalterliche Ritualmord- und Brunnen-vergiftungslegenden, die auf den Staat Israel übertragen werden – solche und andere über Jahrhunderte tradierten und transformierten Narrative belegen die enorme Bedeutung christlich-religiös begründeter Judenfeindschaft für die Persistenz antisemitischen Gedankenguts in der Gegenwart.
Der Fachtag beschäftigt sich daher mit den zentralen Motiven des christlichen Antijudaismus und Antisemitismus, deren Ursprung und historischen Kontinuitätslinien sowie deren Relevanz in der heutigen Zeit. In einer Podiumsdiskussion werden zudem praktische Herausforderungen und aktuelle Lösungsansätze zur Bekämpfung dieses Problems behandelt.
Programm
09:30 Uhr Eröffnung mit Grußworten
10:00 Uhr Möglichkeiten Christlich-Jüdischer Kooperationen
Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland
10:30 Uhr Keynote: Gefährliches Erbe – Geschichte und Gegenwart von christlichem Antijudaismus und Antisemitismus
Henning Flad, Projektleitung der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus
11:30 Uhr Pause
11:45 Uhr Podiumsdiskussion: Praktische Herausforderungen und aktuelle Lösungsansätze im kirchlichen und interreligiösen Bereich
Christian Staffa, Antisemitismusbeauftragter der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD)
Volker Beck, Publizist und Lehrbeauftragter für Religionspolitik am Centrum für Religionswissenschaftliche Studien (CERES) der Ruhr-Universität Bochum
Thomas Frings, Referent für interreligiösen Dialog im Erzbistum Köln
Efraim Yehoud-Desel, Rabbiner und Antisemitismusbeauftragter der Schulstiftung im Bistum Osnabrück
13:15 Uhr Ende
Pädagogischer Fachaustausch:
Israelbezogener Antisemitismus im Bildungskontext
30.06.2021 | 14:00-18:30 Uhr
Antisemitismus ist ein facettenreiches und wandelbares Phänomen, das in allen Bereichen unserer Gesellschaft Anknüpfungspunkte findet. Dabei ist vor allem der israelbezogene Antisemitismus auch in der Wahrnehmung vieler Jüdinnen und Juden ein großes Problem. Nicht erst seit der militärischen Auseinandersetzung im Mai zwischen Israel und den Terrororganisationen in Gaza zeigt sich, dass antiisraelische Haltungen und Antisemitismus weit in der Bevölkerung verbreitet sind. In der Bildungsarbeit jedoch sehen sich Pädagog*innen häufig von der Komplexität des Konflikts wie auch seiner Thematisierung überfordert – oder sind im schlimmsten Fall selbst nicht neutral.
SABRA möchte in diesem pädagogischen Fachaustausch zum israelbezogenen Antisemitismus am 30. Juni 2021 von 14:00 bis 18:30 Uhr einen Raum schaffen, in dem über das Phänomen und über Möglichkeiten, ihm zu begegnen, gesprochen wird. Im Anschluss an zwei Podiumsgespräche wird es vier themenbezogene Workshops geben.
Durch den Fachaustausch führt Dr. Norbert Reichel.
Das Programm:
14:00 - 14:30 Uhr: Eröffnungsgespräch mit Olga Rosow (Jüdischen Gemeinde Düsseldorf), Susanne Blasberg-Bense (Ministerium für Schule und Bildung) und Aslı Sevindim (Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration – angefragt)
14:30 – 16:00 Uhr: Fachgespräch mit Prof. Dr. Julia Bernstein und Jörg Rensmann, Moderation: Florian Beer und Sophie Brüss
16:00 - 16:15 Uhr: Pause /Austausch
16:15 - 18:15 Uhr: Workshops (Beschreibungen siehe unten)
Workshop 1: MALMAD – Virtueller Methodenkoffer gegen Antisemitismus
Workshop 2: Der Nahostkonflikt: Fluchtgeschichten
Workshop 3: Deutsch-Israelischer Jugendaustausch – Ein Wirkungsfeld gegen Antisemitismus
Workshop 4: #DigitalgegenAntisemitismus
18:15 - 18:30 Uhr: Ausblick / Vernetzung
Workshop 1: MALMAD – Virtueller Methodenkoffer gegen Antisemitismus
MALMAD ist ein durch SABRA entwickelter virtueller Methodenkoffer gegen Antisemitismus und unterstützt schulische wie außerschulische Bildner*innen methodisch in ihrer Arbeit zur antisemitismuskritischen Bildung. Dafür stellt MALMAD sowohl Hintergrundinformationen zu den Bereichen Judentum, Israel, Antisemitismus sowie Demokratie und Menschenrechte zur Verfügung, als auch gesammelte und eigens entwickelte Methoden, die zuvor praktisch geprüft und evaluiert wurden. Teil des Methodenkoffers sind außerdem Verweise auf mögliche Exkursionsorte und weitere Bildungspartner*innen. In diesem Workshop möchten wir insbesondere Methoden und Möglichkeiten vorstellen und diskutieren, pädagogisch zu Israel und israelbezogenem Antisemitismus zu arbeiten. Es sind keine besonderen Vorkenntnisse zu diesen Themenkomplexen nötig.
Referentinnen: Marina Friemelt und Natalie Kajzer (SABRA)
Workshop 2: Der Nahostkonflikt, Fluchtgeschichten
Das Mideast Freedom Forum Berlin bietet mit dem Seminar „Die israelische Demokratie und der Nahostkonflikt“ seines Projekts „Bildungsbaustein Israel“ Lehrkräften, Multiplikator*innen und Interessierten (mit und ohne Vorkenntnisse) die Möglichkeit, sich intensiv mit dem arabisch-israelischen Konflikt auseinanderzusetzen sowie die Perspektive auf den Konflikt von außen zu reflektieren. Letzterer Aspekt zielt besonders darauf ab, israelbezogenen Antisemitismus zu identifizieren und von Kritik am israelischen Staatshandeln unterscheiden zu können. Im Workshop wird in zwei Stunden das Teilmodul "Der Nahostkonflikt: Fluchtgeschichten“ vorgestellt. Zwei Filme zu Fluchtgeschichten rund um die Staatsgründung Israels thematisieren die Konsequenzen des Krieges von 1948/1949 für arabisch-palästinensische Flüchtlinge und für arabisch-jüdische Flüchtlinge aus den arabischen Ländern und stellen die Schicksale von Betroffenen nach der Staatsgründung Israels 1948 in den Fokus. In einem kurzen Input werden Teilaspekte des Nahostkonflikts vorgestellt und die Positionen der Konfliktparteien diskutiert.
Referent: Michael Spaney (Mideast Freedom Forum Berlin)
Workshop 3: Deutsch-Israelischer Jugendaustausch – Ein Wirkungsfeld gegen Antisemitismus
Israel und seine Geschichte im Nahen Osten dient oft als Projektionsfläche, um antisemitische Ressentiments zu transportieren. Auch junge Menschen reproduzieren oft gesellschaftlich tradierte, stereotype Bilder und eine ablehnende Haltung gegenüber dem Staat Israel als „jüdisches Kollektiv“. Besonders in den sozialen Medien dominiert der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern das Bild über das andere Land, während die gesellschaftliche und kulturelle Vielfalt Israels wenig thematisiert wird. Welche Wirkung hat die Begegnung junger Menschen aus Deutschland und Israel im Umgehen mit Antisemitismus? Welche neuen Perspektiven eröffnet der deutsch-israelische Jugendaustausch durch den pädagogischen Umgang mit Diskriminierung, Vorurteilen und verzerrten Bildern des jeweils anderen Landes? Die Stimmen der jungen Teilnehmenden bringen zum Ausdruck, dass die Begegnungserfahrung eines gut vorbereiteten Jugendaustauschprogramms positive und nachhaltige Wirkung gegen antisemitische und antiisraelische Ressentiments mit sich bringt.
Referentin: Ilira Aliai (ConAct)
Workshop 4: #DigitalgegenAntisemitismus
Im Workshop stellen wir, Laura Franke und Silke Kargl, kurz den asynchron-nutzbaren und interaktiven Online-Kurs #DigitalgegenAntisemitismus mit Fokus auf die Elemente zu israelbezogenem Antisemitismus im Bildungskontext vor. Die Teilnehmenden haben die Möglichkeit den Online-Kurs individuell zu erkunden. Anschließend setzen wir uns in einer Arbeitsphase mit zieldienlichen und weniger hilfreichen Interventionen bei Aussagen mit anti-israelischem Inhalt auseinander und erarbeiten gemeinsam einen digitalen Prototyp. Der Workshop eignet sich auch Fortgeschrittene, die sich schon seit einiger Zeit mit israelbezogenem Antisemitismus und/oder digitalen Bildungsmaterialien auseinandersetzen.
Referentinnen: Laura Franke und Silke Kargl (#DigitalgegenAntisemitismus)
10.02.2021
Projekt-Launch MALMAD - Virtueller Methodenkoffer gegen Antisemitismus
Online-Veranstaltung
Am 10. Februar 2021 geht die Bildungsplattform MALMAD online, die sich zum Ziel gesetzt hat, schulische wie außerschulische Pädagog:innen methodisch in ihrer antisemitismuskritischen Bildungsarbeit zu unterstützen.
Unter www.malmad.de stellt MALMAD für diesen Zweck Hintergrundinformationen zu den Bereichen Judentum, Israel, Antisemitismus sowie Demokratie und Menschenrechte zur Verfügung und bietet zahlreiche gesammelte und eigens entwickelte Methoden, die praktisch geprüft wurden und regelmäßig erneut evaluiert werden. Teil des Methodenkoffers sind außerdem Verweise auf mögliche Exkursionsorte und weitere Bildungspartner:innen in NRW. Interessierte sollen auf diese Weise möglichst niedrigschwellig geeignete Ansprechpersonen, Methoden wie Materialien finden können.
MALMAD ist ein Projekt von SABRA NRW (Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit, Beratung bei Rassismus und Antisemitismus) in Trägerschaft der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf. Der Name MALMAD leitet sich aus dem Hebräischen her und bedeutet sinngemäß Stachel (oder Dorn), als Verweis auf den Kaktus im SABRA-Logo. Die Nutzung von MALMAD ist komplett kostenfrei.
Olga Rosow, Leiterin der Sozialabteilung der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf:
„Mit MALMAD möchten wir Lehrende an Bildungsinstitutionen, Schulen und Vereinen dabei unterstützen, die Leerstellen zu Themen wie dem gegenwärtigen, vielfältigen Judentum oder dem Staat Israel mit qualifiziertem Material zu füllen.“
Am 10. Februar 2021 um 15:00 Uhr wird MALMAD der Öffentlichkeit vorgestellt. Nach einem Grußwort von Herrn Michael Rubinstein (Gemeindedirektor der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf) und Frau Aslı Sevindim (Abteilungsleiterin beim MKFFI) werden die Projektmitarbeiterinnen Marina Friemelt und Natalie Kajzer eine inhaltliche Einführung in die Website MALMAD für Interessierte aus der Bildungsarbeit geben. Zum Abschluss werden in einer einstündigen digitalen Podiumsdiskussion ab 16.00 Uhr Prof. Dr. Julia Bernstein (Frankfurt University of Applied Sciences), Sabena Donath (Zentralrat der Juden in Deutschland) und Olga Rosow (Jüdische Gemeinde Düsseldorf) über die Bedeutung von Bildungsarbeit gegen Antisemitismus sprechen.