Spitzenvertreter*innen aller großen Lehrkräfteverbände und der Landeselternkonferenz Nordrhein-Westfalens haben in Düsseldorf eine gemeinsame Erklärung gegen Antisemitismus verabschiedet und sich zur Solidarität mit allen von Antisemitismus Betroffenen bekannt. Antisemitismus muss demnach über Bildung und Aufklärung in den Schulen entschieden und dauerhaft entgegengewirkt werden.
Im Bild: Obere Reihe v.l.n.r.: Florian Beer (SABRA), Stephanie Knaup (Vereinigung der KorrekturfachlehrerInnen), Bert Römgens (Jüdische Gemeinde Düsseldorf), Thilo Weiland (SABRA), Olga Rosow (Jüdische Gemeinde Düsseldorf) Untere Reihe v.l.n.r.: Anne Deimel (VBE), Stefan Nierfeld (SchaLL), Katja Kuklinski (SABRA), Ruth Chechelnizki (SABRA), Hilmar von Zedlitz-Neukirch (vLw), Ayla Çelik (GEW), Michael Suermann (vlbs), Sven Christoffer (lehrer nrw), Sabine Mistler (PhV). Foto: Zeev Reichard
Das Treffen fand vor dem Hintergrund des seit dem 07. Oktober drastisch angestiegenen Antisemitismus statt. Anlass war der diesjährige Jom Hashoa, der Tag des Gedenkens an die Opfer der Shoa und an das Heldentum des jüdischen Widerstandes, der in diesem Jahr auf den 5./6. Mai fällt.
Eingeladen hatten die Jüdische Gemeinde Düsseldorf und die Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit – Beratung bei Rassismus und Antisemitismus (SABRA).
„Wir beobachten seit dem 07. Oktober eine deutlich gestiegene Zahl an Beratungsanfragen. Jüdische Eltern sorgen sich vor Antisemitismus – auch an Schulen. Jüdische Kinder und Jugendliche müssen sich fragen, ob sie ihre jüdische Identität in der Schule noch zeigen können, weil sie Angst vor Übergriffen haben. Die Düsseldorfer Erklärung der Lehrerverbände und der Landeselternkonferenz ist ein klares Zeichen der Solidarität mit der Jüdischen Gemeinde. Bildung ist ein zentraler Schlüssel gegen Antisemitismus. Bildung gegen Antisemitismus ist aber nicht erst seit dem 7. Oktober eine Daueraufgabe. Es ist gut, die Verbände dabei an unserer Seite zu wissen.”
Bert Römgens, Verwaltungsdirektor der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, begrüßte die Düsseldorfer Erklärung
„Die Düsseldorfer Erklärung ist ein starkes Zeichen und unterstreicht die gemeinsamen Anstrengungen der vergangenen Monate, sich einem drastisch angestiegenen Antisemitismus seit dem 07. Oktober zur Wehr zu setzen. SABRA wird auch in Zukunft in NRW zusammen mit allen am Schulleben Beteiligten gegen Antisemitismus aktiv vorgehen und insbesondere Lehrkräfte durch Workshops und innovative Angebote in ihrer immanent wichtigen Tätigkeit kontinuierlich unterstützen.”
Sebastian Mohr, SABRA-Teamleiter
Die Vertreter*innen der Verbände betonten einhellig, dass es die dringliche Aufgabe von Schulen sei, pädagogisch entschieden gegen Antisemitismus vorzugehen:
„Der Kampf gegen Antisemitismus ist nicht erst seit dem Angriff der Hamas auf Israel wieder ein Thema auf den Schulhöfen. Das Thema war leider nie verschwunden, gewinnt nun aber stark an Dramatik. Gemeinsam müssen alle am Schulleben Beteiligten gegen Antisemitismus aufstehen und Kinder und Jugendlichen jenseits von subjektiven Zuschreibungen und einfachen Lösungen die Möglichkeit geben, sich im geschützten schulischen Raum mit komplexen Themenlagen zu befassen. Dies erfordert die Bereitstellung von entsprechenden Materialien, Fortbildungen der Lehrenden, aber auch zeitliche Ressourcen, um auf die Thematik einzugehen. Mehr denn je ist es erforderlich, Aufklärung zu betreiben und die politische Handlungskompetenz der Heranwachsenden zu stärken.“
Ayla Çelik, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft NRW
„Jegliche Form von Antisemitismus, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung darf in unseren Schulen keinen Platz haben. lehrer nrw tritt ein für ein schulisches Miteinander, das von gegenseitigem Respekt, Toleranz und Mitmenschlichkeit geprägt ist.”
Sven Christoffer, Vorsitzender des Verbandes lehrer nrw
„Die beunruhigende Zunahme antisemitischer Vorfälle und Attacken ist eine große Herausforderung für unsere Gesellschaft und vor allem für unsere Schulen, die diese in einem Mikrokosmos widerspiegeln. Lehrkräfte können und müssen hier ihren Beitrag leisten und nicht nur durch die Vermittlung von Hintergründen aufklären, sondern auch durch pädagogisches Handeln unterstützen.“
Sabine Mistler, Vorsitzende des Philologenverbandes NRW
„Leider ist Antisemitismus auch an Schulen in NRW keine Seltenheit. Wir als SchaLL NRW fordern Schutz und Rückendeckung für jüdische Schüler:innen und Lehrkräfte. Es braucht mehr Fortbildung und Unterstützung für alle Lehrer:innen, den Antisemitismus an ihren Schulen zu bearbeiten. Schulen sind aufgefordert, sich dem Antisemitismus auch in den eigenen Reihen kritisch zu stellen – hier sind alle gefragt.“
Stefan Nierfeld, Vorsitzender des Vorstandes der Schutzgemeinschaft angestellter Lehrerinnen und Lehrer in NRW e.V.
„Die Vereinigung der KorrekturfachlehrerInnen (VKL) verurteilt jegliche Form von Antisemitismus. Vor allem nach dem grausamen Überfall der Hamas auf Israel und dem sich anschließenden kriegerischen Konflikt sehen wir mit Sorge die problematische Entwicklung an Schulen. Unser Verband steht für eine Bildung, die auf Respekt, Toleranz und Verständnis zwischen allen Kulturen und Religionen basiert. Wir sehen es als unsere Pflicht, Bildungseinrichtungen als Orte der Toleranz und des respektvollen Miteinanders zu stärken und unseren Beitrag an der Entwicklung und Umsetzung von Bildungsprogrammen zu leisten, die das Bewusstsein für die Geschichte und die Auswirkungen des Antisemitismus fördern.“
Stephanie Knaup, Vereinigung der KorrekturfachlehrerInnen
„Die Würde des Menschen ist unantastbar“: Der Artikel 1 des Grundgesetzes bildet für den VBE NRW die unverrückbare Basis unseres sozialen Miteinanders. Alle Jüdinnen und Juden müssen sich in Deutschland sicher fühlen können. Das ist der deutliche Auftrag aus unserer Geschichte. Wir setzen uns dafür ein, dass Schulen die notwendigen Rahmenbedingungen erhalten, um Demokratie leben und lernen zu können. Antisemitismus, Hass und Hetze dürfen weder in unseren Bildungsinstitutionen noch in unserer Gesellschaft toleriert werden. Gerade jetzt heißt es: Haltung zeigen!”
Anne Deimel, Landesvorsitzende des VBE NRW – Verband Bildung und Erziehung Landesverband NRW
„Gerade für uns als Lehrkräfte in den Berufskollegs bilden der gegenseitige Respekt und das wertschätzende Miteinander eine wichtige Grundlage für unsere sehr heterogenen Schulgemeinden mit häufig über 2.000 Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Deswegen begrüßen und unterstützen wir nachhaltig die Initiative der Düsseldorfer Erklärung.“
Hilmar von Zedlitz-Neukirch, Landesvorsitzender, Verband der Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftsschulen in NRW e.V.
Verabschiedet wurde die Düsseldorfer Erklärung von neun Verbänden:
- GEW – Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Nordrhein-Westfalen
- lehrer nrw
- LEK NRW – Landeselternkonferenz NRW
- PhV NRW – Philologenverband NRW
- SchaLL NRW – Schutzgemeinschaft angestellter Lehrerinnen und Lehrer in NRW
- Vereinigung der KorrekturfachlehrerInnen e.V.
- VBE NRW – Verband Bildung und Erziehung Landesverband NRW
- vlw nrw NRW – Verband der Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftsschulen in NRW
- vlbs nrw – Verband der Lehrerinnen und Lehrer an Berufskollegs in NRW
Die Düsseldorfer Erklärung gegen Antisemitismus finden Sie hier:
Düsseldorf, 05./06. Mai 2024 – Jom Hashoa – Tag des Gedenkens an die Opfer der Shoa und das Heldentum des jüdischen Widerstandes
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